Witzig oder geschmacklos?
Wer mit Humor schreiben will, braucht auch selbst eine gehörige Portion davon, selbst in den düstersten Zeiten. Was für den einen humorvoll und damit witzig ist, ist für andere völlig geschmacklos. Deshalb wird auch für die kleine Prise Humor in jedem Text eine gehörige Portion Fingerspitzengefühl gebraucht.
Guter Humor ist jedoch nicht allzu offensichtlich, sondern fordert auch immer die Intelligenz des Lesers heraus. In meinem neuen Roman erscheint zum Beispiel folgender Satz:
“Wie sollen wir der Gemeinde nur erklären, dass du mit ihm neun Jahre schwanger warst?”
Und schon stutzt der Leser. Er braucht Zeit, um zu verstehen. Neun passt – aber Jahre? Der Leser wird herausgefordert. Gleichzeitig ist die Passage aber auch spannend und interessant, denn was verbirgt sich dahinter. Der Leser will es wissen.
Selbst die banalsten Situationen können so geistreich mit Humor und Witz dargestellt werden. Manche Einfälle kommen spontan, andere müssen im Laufe der Geschichte erarbeitet werden. Rhetorisch ist eigentlich so ziemlich alles erlaubt:
- Metapher
- Wiederholungen
- Übertreibungen
- Anspielungen
- Aufzählungen
- Satire
- Ironie
- Bitternis.
Der Schreibstil darf kurz und knackig, aber nicht unbedingt in Feldwebelmanier sein. In Dialogen verwendet wirkt der Protagonist gleich viel sympathischer und die Spannung wird etwas abgebaut.
Ein humorvoller Text oder eine Passage im Text verstößt immer gegen geltende Normen. In meinem Fall ist es aus rein biologischen Gründen einfach so, dass eine Frau in der Regel neun Monate schwanger ist. Neun Jahre verstoßen völlig harmlos gegen diese Norm. Das weiß wohl schon jedes Kind.
Inspirationen für humorvolle Texte lauern an jeder Ecke. Man muss sie nur erkennen. Deshalb ist eine gute Beobachtungsgabe im oft so grauen Alltag enorm wichtig. Ein wenig Talent gehört natürlich auch dazu. Welche Art des Humors gewählt wird, hängt von jedem selbst ab. Schließlich ist auch schwarzer Humor witzig für den, der ihn mag!
Louis de Funès stellte einst fest: „Lachen ist für die Seele dasselbe wie Sauerstoff für die Lungen. “
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