Für Kinder schreiben – die 8 wichtigsten Tipps
„Ich habe eine Geschichte für Kinder geschrieben.“ Dieser und ähnliche Sätze begegnen mir ständig. Als sei damit schon alles gesagt. Aber die Zielgruppe Kinder ist ähnlich divers wie die Zielgruppe Erwachsene. Neben zahlreichen Faktoren wie Geschlecht, kulturellem Hintergrund und Bildung spielt vor allem das Alter eine ausschlaggebende Rolle. Denn jede Mama weiß: Der Horizont eines Dreijährigen und der einer Zehnjährigen haben reichlich wenig gemeinsam.
Dennoch gibt es einige Tipps, die jeden Text für Kinder – ganz gleich ob Fakt oder Fiktion – besser machen (und den meisten Texten für Erwachsene auch verdammt gut täten).
1) Kind ist nicht gleich Kind
Mit anderen Worten: Kenne deine Zielgruppe! Je enger du sie fassen kannst und je genauer du sie kennst, desto besser für deinen Schreibprozess.
2) Kinder sind kompetent
Mit anderen Worten: Nimm deine Zielgruppe ernst! Kaum ein Mensch hat Interesse an einer Moralpredigt von oben herab, den Ergüssen eines neunmalklugen Besserwissers oder einer seicht-niedlich-nichtssagenden Tändelei. Wieso sollten gerade Kinder da eine Ausnahme darstellen?
3) Kinder sind ungeduldig
Mit anderen Worten: Komm auf den Punkt! Schreibe kurz und knackig. Nutze viele Hauptsätze. Streiche kompromisslos alles Unnötige.
4) Kinder wollen Abwechslung
Mit anderen Worten: Streng dich beim Schreiben an! Die naheliegendsten Formulierungen und ständige Wortwiederholungen sind allenfalls für die Allerkleinsten passend. Spätestens danach ist eine wohldosierte (!) Kostprobe aus deinem Texter-Repertoire angebracht.
5) Kinder mögen es konkret
Mit anderen Worten: Schreibe anschaulich! Das Frühstück wird zum Rührei mit Toast. Die Blume auf der Wiese outet sich als Gänseblümchen. Und die Freundin, die krank im Bett liegt, wird tatsächlich von Schüttelfrost, Schluckauf und Schienbeinschmerzen geplagt. Verwende außerdem Fremdwörter und Fachbegriffe sparsam und erkläre sie knapp, aber treffend.
6) Kinder sind verspielt
Mit anderen Worten: Überrasche deine Zielgruppe! Verblüffende Fun Facts und möglichst lebensnahe Vergleiche sind immer wieder eine schöne Herausforderung. Oder wusstest du, dass die Zunge eines Blauwals so viel wiegt wie ein Elefant und dass du, wenn du 961 Mal (also über 5 Jahre Tag und Nacht) um ein Fußballfeld herumläufst, die Strecke zum Mond zurückgelegt hast?
7) Kinder leben im Moment
Mit anderen Worten: Mach deinen Text erlebbar! Wenn du mit Gerüchen, Geräuschen, Geschmäckern & Co alle Sinne ansprichst, wenn vor lauter Spannung die Nackenhaare kribbeln und wenn die Gefühle im Text wahrhaft ansteckend sind, dann kann das Kopfkino deiner Zielgruppe so richtig durchstarten. Und wenn das gelingt, ist dein Text die kostbare Zeit eines Kindes tatsächlich wert.
8) Text ist nicht gleich Text
Mit anderen Worten: Sei mindestens so anspruchsvoll wie deine Zielgruppe! Für so manchen dieser Tipps mag es begründete Ausnahmen geben. Aber keine davon ist eine Rechtfertigung, beim Verfassen deines Textes faul oder nachlässig zu werden. Genieße stattdessen das Privileg, für diese wunderbare Zielgruppe zu schreiben, und hab so viel Spaß dabei, wie du nur kannst!
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