Wie du Sätze wie Perlen an einer Schnur auffädelst
Wie kommt es eigentlich, dass wir manche Texte gern lesen, dass sie flüssig und leicht auf uns wirken, und dass andere schwerfällig daherkommen und irgendwie mühsam zu lesen sind? Wenn du möchtest, dass deine Texte zur ersten Kategorie gehören, dann brauchst du diesen Tipp.
Mit dem beginnen, was die Leserinnen schon kennen
Wenn du zwei Sätze miteinander verknüpfen möchtest, sollte der zweite Satz ganz selbstverständlich auf den ersten folgen.
Ein Beispiel:
Ein Fünftel der Menschen in Deutschland erkranken im Laufe ihres Lebens an Depressionen. Viele von ihnen sind völlig unvorbereitet mit den Symptomen konfrontiert.
Die Sätze funktionieren gut zusammen, weil „Viele von ihnen“ an etwas Bekanntes aus dem ersten Satz anknüpft, nämlich an „Ein Fünftel der Menschen“. Dieses Bekannte heißt grammatikalisch „Thema“. Dass die Menschen völlig unvorbereitet mit den Symptomen konfrontiert sind, ist die neue Information; diese nennt man grammatikalisch „Rhema“. Ein flüssiger Text entsteht also dadurch, dass ein Satz das Thema des vorangegangenen Satzes aufgreift und ein Rhema hinzufügt.
Und jetzt einfach weiter anwenden
Wie könnte der Text oben weitergehen?
Im zweiten Satz kommt vor „Viele von ihnen“, „völlig unvorbereitet“, „Symptome“ und „konfrontiert“. Alle diese Elemente des zweiten Satzes eignen sich als Thema für den dritten Satz. Hier habe ich gleich mehrere Themen aufgegriffen und schließlich ein Rhema hinzugefügt:
Sie (anknüpfend an „viele von ihnen“) können sich plötzlich (anknüpfend an „völlig unvorbereitet“) über nichts mehr freuen, die Welt erscheint ihnen grau und freudlos, vielen fällt das morgendliche Aufstehen schwer (Rhema, aber anknüpfend an „Symptome“). Mit dieser Situation (Thema) sind Angehörige oft überfordert (Rhema).
Erkennst du den Rhythmus? Auf das Thema folgt immer ein Rhema – am besten tatsächlich genau eins, damit die Inhalte deines Satzes gut verständlich sind. Die Sätze wirken dann wie aufgefädelt an einer Schnur. Der Vorteil: Dein Text wird besser und schneller gelesen und verstanden. Deine Leser*innen wird’s freuen.
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