Die 4-T-Checkliste, Teil IV, Tonalität und Schreibstil

#365schreibtippsMit dem Schreibstil ist es ein bisschen wie im Tonstudio. Jeder kann mit einer Anleitung die Regler an die richtige Stelle schieben. Aber nur eine erfahrener Tonmeisterin bekommt es in hin, dass auch völlig neue Stück so klingen wie sie sollen.

Ein Grund mehr, darauf zu achten, dass dieses Element eines guten Textes professionell geregelt ist:

Tonalität

Die DNA eines Textes ist seine Tonalität, die Tone of Voice, die Art der Ansprache. Das muss zum Publikum und zum Unternehmen passen. Wie man sie findet, diese Tonalität, ist ein eigenes Kapitel für sich.

Was die Tonalität eines Textes umfasst, ist im Kern:

  • Wording, also die Wortwahl, mit der die Botschaften transportiert werden
  • Charakter, der deutlich werden soll (zum Beispiel „jovial und locker“ oder „gebildet und überlegen“)

Profi-Texter fragen VORAB, wie die Tonalität beschaffen sein soll. So wie auch der Tonmeister im Studio vor der Aufnahme wissen möchte, ob es denn ein Schlager, ein Popsong oder eine Jazz-Session werden soll.

Der Schreibstil

Kryptische Abkürzungen: Eine Unart ist es, fachliche Abkürzungen im Text stehen zu lassen. Man schreibt sie mindestens einmal aus und wenn nötig, erklärt oder übersetzt man sie. Punkt.

Passiv statt aktiv: Wenn es jemanden gibt, der aktiv handelt, dann bitte auch im Text handeln lassen. Also nicht: Die Entscheidung wurde vom Gremium getroffen. Sondern: Das Gremium traf die Entscheidung.

Warum nicht passiv? Zum Beispiel, weil es meistens die Logik von hinten aufzäumt und die Texte dadurch umständlicher und – nun ja – eben passiver werden.

Synonyme: Ein gutes Gefühl für Worte erlaubt es der professionellen Textschaft, passende Synonyme zu finden, die Wort-Wiederholungen vermeiden, ohne den Sinn zu entstellen.

Fremdwörter: Hier gilt gleiches wie bei den Abkürzungen. Erklären oder Übersetzen.

Füllwörter: Füllwörter sind nicht per se schlecht, denn sie geben dem Text maßvoll eingesetzt Natürlichkeit, Lockerheit und falls gewünscht auch einen Plauderton. Aber Vorsicht: Zwischen Plaudern und Labern ist ein schmaler Grat. Es gibt also einen Unterschied, zwischen Füllwörtern, die den Text unnötig aufblähen und denen, die zum nächsten Gedanken führen oder einen Gedanken verstärken.

Konjunktiv: Viel zu oft wird in Texten der Konjunktiv verwendet, um Aussagen abzuschwächen, wo eine klare Meinung gefordert ist. In journalistischen Texten hat er oftmals seine Berechtigung, wenn es beispielsweise um eine Aussage geht, die noch nicht verifiziert ist oder die in indirekter Rede wiedergegeben wird. Wo das nicht der Fall ist, klingt der Konjunktiv oft veraltet, seltsam und unkonkret.

Verneinung: Ob doppelt oder nicht, eine Verneinung mindert das Textverständnis. „Gar nicht mal so unlecker, deine Lasagne“ braucht ein paar Sekunden. Das ist bei „Lecker, deine Lasagne“ ganz anders. Aber auch die einfache Verneinung hat eine Nachteil: Das, was eigentlich vermeiden möchte, steckt darin. „Kein Risiko“ lässt im Hirn „RISIKO!“ aufblitzen, obwohl doch „Unverbindlich testen!“ so viel netter klingt.

Die Grammatik

Auch Profi-Texter, die tagein, tagaus eigene und fremde Texte beackern, sind nach 20 Jahren Erfahrung nicht davor gefeit, Fehler zu übersehen. Ja, ich meine zum Beispiel mich damit.

Deswegen geht ein Text, den ich für Kunden schreibe, oftmals durch ein Korrektorat oder sogar Lektorat.

Eine Texterin ist nicht automatisch fehlerfrei und sattelfest in Sachen Rechtschreibung. Muss sie auch gar nicht. (Auch die Profi-Korrekturleser*innen garantieren keine 100-ige Fehlerfreiheit)

Aber Profi-Texter sollte darin wesentlich besser sein als der Durchschnitt der Leute um sie herum.

Das war sie nun, die 4-T-Checkliste zu den Themen

  • Textinhalt
  • Teasern, Snippets und Co.
  • Textstruktur
  • Tonalität und Schreibstil

Alle Teile der Checkliste sind hier zu finden.

 

#365schreibtipps #besserschreiben

Ein exklusiver Beitrag zu #365schreibtipps

von Barbara Stromberg, www.textorama.de

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