Wie beschreibst du den Stil – als „ausschweifend“ oder „weitschweifig“?
Wer oder was ist denn hier ausschweifend? Und „weitschweifig“?
„Ausschweifend“ ist eine Art zu leben (nur manchmal nicht so lange ☹ ) – „weitschweifig“ ist das, was mit Stil zu tun hat – im Erzählen oder Erklären. Deshalb gehört es zu den #365schreibtipps.
Vergleich „ausschweifend“ und „weitschweifig“
Oft lese ich das Wort „ausschweifend“, wenn eigentlich „weitschweifig“ gemeint ist. Schauen wir doch mal in den Duden:
„Ausschweifend“ – das ist ein kurzer Eintrag mit einer langen Synonymliste. Die interessiert hier. Da gibt es:
- unersättlich
- genusssüchtig
- lasterhaft
- zügellos
- sittenlos
und noch so einige mehr. Kein passendes Vokabular, wenn jemand den Stil von jemandem schildert, oder?
Bei „weitschweifig“ gibt es auch einige Synonyme:
- ausführlich
- umständlich
- wortreich
- erschöpfend
Das passt doch eher – ja, hier geht es um eine Art zu schreiben oder zu sprechen, über die du was sagen willst.
In der Presse oft verwechselt…
Die Verwechslung ist in den Medien weit verbreitet, wie der Leipziger Wortschatz zeigt: Die ersten sieben Beispielsätze zeigen entgegen der Wortbestimmung am Anfang (!!!) der Seite genau solche Sätze, in denen z. B. von „ausschweifenden Antworten“ die Rede ist. Passend zur Wortbedeutung sind dagegen Sätze wie:
„Die Römer feierten viel und gerne, besonders ausschweifend aber im Dezember.“ (www.nzz.ch, gesammelt am 26.03.2018) .
Tipp
Und hier lauert die nächste Falle: Der Leipziger Wortschatz ist eine wunderbare Quelle, um herauszufinden, wie Wörter benutzt werden. Es lohnt sich aber ein Blick auf die dazugehörige Worterklärung.
Damit es hier nun nicht zu weitschweifig wird: Versuch doch bitte. „ausschweifend“ mit den dekadenten Römer_innen zu verbinden, die ebensolche Orgien feierten.
Und weitschweifig – willst du nicht sein und nicht lesen, denn das ist umständlich formuliertes Zeug!
#365schreibtipps #richtigschreiben
