Tabuwörter im Ernährungstext
Gesunde Ernährung, ungesunde Lebensmittel, eine richtige Auswahl, ein falscher Lebensstil. Solche Formulierungen haben in Texten über Ernährung und Lebensmittel nichts zu suchen. Es sei denn, ich bin mir sicher, dass meine Zielgruppe genau darauf anspringt. Das gilt zum Beispiel für Hashtags auf Instagram wie #gesundeernährung oder #gesundessen.
In Texten zur Ernährung wirken diese Begriffe jedoch schnell bevormundend und bewirken keine Verhaltensänderung. Im Gegenteil. Im schlimmsten Fall kommt es sogar zur Reaktanz: „Fleisch ist ungesund? Dann jetzt erst recht.“ Außerdem verbinden viele Menschen mit gesund „dann kann es nicht schmecken“. Als Versuch, vom Gegenteil zu überzeugen, gefällt mir der Hashtag #gesundundlecker gut. Diese Kombi lasse ich als Kompromiss gelten, wenn sie zum Text passt.
Dazu kommt das Dilemma des so genannten Belohnungsaufschubes. Wer einen „gesunden Salat“ isst, spürt ja nicht direkt ein Plus an Gesundheit, sondern allenfalls in der Summe vieler Salate in ein paar Jahren. Der frische Geschmack, die bunten Farben auf meinem Teller, das Lob von Freunden und Familie für das tolle Essen erfahre ich dagegen sofort.
Schreiben Sie in Texten für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht von Ernährung, wenn Sie Essen meinen. Ernährung ist naturwissenschaftlich und rational besetzt. Es hat mit Nährstoffen und der körperlichen Verfassung zu tun. Am Alltag der Menschen geht der Begriff völlig vorbei. Wir ernähren uns nicht, sondern frühstücken, essen ein Brot oder trinken ein Glas Wasser. So sprechen Sie die Menschen direkt an und erreichen sie über ihre Erfahrungen und Gefühle.
Reden wir also mehr über Genuss statt Gesundheit, über Essen statt Ernährung. Und unterstützen wir Menschen dabei, dass sie selber herausfinden, was für sie richtig und falsch ist, ohne ihnen das ständig unter die Nase zu reiben.
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