Wissenschaftlich schreiben: Konjunktiv ist Pflicht

#365schreibtippsIch gebe zu, es nervt zu lesen, dass eine Therapie unter diesen und jenen Umständen wirken könnte, dass die neue Coronavirus-Mutation ansteckender oder tödlicher sein könnte usw. Man möchte doch nicht immer nur Rumgeeiere hören, sondern Fakten!

Nun ist es in der Wissenschaft so, dass eine Hypothese so lang als wahr gilt, bis sie wiederlegt ist. Da immer weiter geforscht wird und es immer mehr Erkenntnisse gibt, kann sich die Meinung, was „wahr“ ist, mit der Zeit ändern. Beispiele dafür gibt es von der Antike bis heute genügend. Betrachtet man nun wissenschaftliche Untersuchungen, stellen sie immer nur einen Ausschnitt unter bestimmten, vorher gewählten Bedingungen dar. Man kommt dann zu einem Ergebnis, über das man eine Aussage treffen kann. Oftmals weiß man aber nicht, ob das Ergebnis – so „real“ es auch wirken mag – nur unter diesen Bedingungen so auftritt und bei anderen Bedingungen anders ausfallen würde.

Ein Beispiel: Werden in eine Medikamentenstudie nur normalgewichtige Männer zwischen 30 und 50 Jahren ohne Krebserkrankungen in der Familie eingeschlossen, kann man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (die auch von der Größe der Zielgruppe und dem genauen Studiendesign abhängt) eine Aussage dazu treffen, wie wirksam das Medikament in dieser Personengruppe sein wird oder welche Nebenwirkungen häufig oder selten sind. Die Aussage darüber, wie die Wirkung bei Frauen, Männern unter 30 oder über 50 Jahren, Männern mit Übergewicht usw. ausfallen wird, ist mit einer deutlich höheren Unsicherheit verbunden. Man kann in der Forschung einfach nie sicher sagen, dass etwas mit 100prozentiger Wahrscheinlichkeit so ist.

Aus diesem Grund ist es beim Schreiben von wissenschaftlichen Texten oder Gesundheitstexten unbedingt notwendig, den Konjunktiv zu nutzen und auch die Einschränkungen der Studienergebnisse zu benennen. Erzählt einem ein/e Experte/in im Gespräch, seine/ihre Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die Therapie XY bei einer bestimmten Patientengruppe weniger wirksam sein könnte, sollte man niemals daraus formulieren: Therapie XY wirkt nicht. Damit verfälscht man nicht nur grob – und grob fahrlässig – die Aussage und die Tatsachen, man verärgert auch die Experten. Zukünftig kann es deutlich schwerer sein, Gesprächspartner zu finden, die einem Rede und Antwort stehen…

Darum: Im wissenschaftlichen Schreiben ist der Konjunktiv einer deiner besten Freunde!

 

#365schreibtipps #wirksamschreiben

Ein exklusiver Beitrag zu #365schreibtipps

von Dr. Christine Hutterer, www.lebens-werke.de

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