Wie du mit Satzzeichen dirigierst
Natürlich koordinierst du mit deinem Text kein Leserorchester oder einen Chor. Aber: Du erzeugst durch deine Punkte, Kommata, Doppelpunkte und Frage- oder Ausrufezeichen wie auch durch deine Sätze, deine Absätze einen Rhythmus, einen Takt. Das nimmst du selbst am deutlichsten wahr, wenn du dir Geschriebenes laut vorliest. Beim Sprechen nämlich artikulieren wir die Wörter nicht so variationslos wie dein Navi dich durch das City-Viertel lotst.
Nein, dein Text kann schwingen wie Meereswellen, am Strand sachte auslaufen, innehalten und von neuem anrollen. Manchmal hacken. Oder schreien! Ratlos pausieren – – und dann einer plötzlichen Eingebung folgen. Auch ein stiller Leser folgt deinem vorgegebenen Fluss, während er den Sinn der Wörter zu erfassen sucht. Schau dir mal an, wie gute Schriftsteller ihre Protagonisten sprechen lassen, welche Mittel sie nutzen, um die wörtliche Rede hörbar zu machen. Genau das macht auch deine Texte lebendig.
Schreib, wie du reden würdest. Satzzeichen helfen dir dabei. Dirigier damit! Setze Doppelpunkte, um Aufmerksamkeit zu wecken, die innere Stimme zu heben. Platziere Denkpausen mit Gedankenstrichen – die heißen nicht umsonst so. Mach einen Punkt. Er bewirkt, dass ein Gedanke erst mal gedacht wird, bevor es weitergeht. Nutz auch mal ein Semikolon; wenn ein knallharter Punkt nicht passt, wenn ein weiteres Komma das Vorhergehende zu stark verkettet. Schwing den Text-Taktstock.
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