Wie du die Befehlsform korrekt verwendest
Das Du setzt sich immer mehr durch. Die einen finden das gut, die anderen beklagen das Fehlen höflicher Distanz – und den Dritten rollen sich die Zehennägel auf, weil sie immer öfter über Sätze stolpern wie: „Lese dir die Vertragsbedingungen durch.“ Oder: „Nehme dir Zettel und Stift.“
Da ist nämlich leider was gründlich schiefgegangen, und zwar mit der Befehlsform, also dem Imperativ. Dabei gibt es dafür sogar eine ziemlich simple Regel:
Nimm die Verbform für „du“ (2. Person Singular) und kürze hinten „st“ weg.
Gemerkt? „Nimm die Verbform …“ Genau:
- nehmen: (du) nimmst -> nimm! (Und nicht: nehme)
- lesen: (du) liest -> lies! (Und nicht: lese)
- machen: (du) machst -> mach!
- kommen: (du) kommst -> komm!
Na gut, es gibt ein paar Ausnahmen. Verben, bei denen in der 2. Person Singular auf einmal ein Umlaut auftaucht, bekommen diesen Umlaut im Imperativ nicht:
- laufen: (du) läufst -> lauf!
Und einige Verben haben Sonderformen (Sei leise! Hab keine Angst! Lächle weiter!). Aber ehrlich: Falsch gemacht werden (zumindest von Menschen, die im Deutschen geübt sind) fast nur die Befehlsformen der Verben, die im Infinitiv ein e und in der Du-Form ein i haben:
- geben: (du) gibst -> gib! (Und nicht: gebe)
- sehen: (du) siehst -> sieh! (Und nicht: sehe)
Ach ja, noch was: Früher hat man an viele Befehlsformen ein -e angehängt. Das klingt für heutige Ohren ziemlich gestelzt, sodass man es meistens weglässt, es sei denn, das Wort wird sonst zum Zungenbrecher.
Die Verben mit E-i-Wechsel (also geben, nehmen etc.) haben dieses angehängte -e im Imperativ übrigens auch früher nicht bekommen. Sodass „Lese das hier“ nicht nur gestelzt klingt, sondern gleich doppelt falsch ist.
Vergiss (!) also die falschen Befehlsformen. Und wenn du dir beim Gebrauch des Imperativs unsicher bist: Lies hier nach.
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