„Im Fremdenzimmer wie zu Hause?“
Was empfinden Sie, wenn ein Hotel mit dem Spruch wirbt: „Fühlen Sie sich wie zu Hause“?
„Prima“, denken Sie sich dann, „da kann ich in meiner Haushose (nicht schön, aber gemütlich) auf dem Sofa lümmeln, in der Nase bohren und die Füße auf den Tisch legen.“ Das mag reizvoll sein. „Zu Hause“ bedeutet aber auch: Alltag, das Bett selber machen, das Bad putzen und das Frühstück zubereiten.
Deshalb mein Tipp fürs Texten: Hinterfragen Sie bekannte, immer wieder gern geschriebene Phrasen – was verbirgt sich wirklich dahinter, was versprechen sie? Beleuchten Sie solche Sätze kritisch von allen Seiten. Und werden Sie kreativ: Finden Sie eine viel individuellere und passgenauere Aussage! Beispielsweise für Ihr Hotel. Fragen Sie sich: Was ist denn das Besondere an einem Hotelaufenthalt bei Ihnen? In erster Linie doch das schöne Gefühl, Gast zu sein. Ein willkommener Gast, dem das Frühstück serviert und dem hinterher geräumt wird. Und der wird sich, nebenbei bemerkt, in einem so genannten „Fremdenzimmer“ (nicht mehr häufig zu lesen, aber immer noch oft genug) fremd fühlen. Nicht als Gast, aber auch nicht wie zu Hause.
#365schreibtipps #besserschreiben