Seit Claudia Frickel 1997 das erste Mal „das Internet“ gesehen hat, ist sie fasziniert von seiner Entwicklung. Nach Studium und Volotariat zog es sie nicht nur in die Großstadt, sondern auch weg vom Print und hin zum damals neuen Medium Internet. Sie arbeitete als Redakteurin in der Online-Redaktion von N24 und ProSieben sowie für den Teletext von Sat.1.
Heute schreibt Claudia Frickel als freiberufliche Journalistin für Online und Print und ist Dozentin für Bildungsträger und Wirtschaft. Sie hat zum Thema „Online-Texte“ Fachbeiträge in Büchern sowie ein Yellow Paper für die Deutsche Fachpresse veröffentlicht, dazu E-Books und Online-Video-Kurse zu „Zündenden Headlines“ und „Teaser, die zum Weiterlesen“ publiziert.
„Schreiben als Beruf“ hat sie zum Thema Teaser-Schreiben befragt.
Wenn du einen Bericht über dich und deine Arbeit anteasern müsstest, was würdest du schreiben?
Als Online-Journalistin weiß Claudia Frickel, wie sie Themen knapp und ansprechend aufbereitet. Wie das am besten klappt, verrät sie in ihren Kursen – und hier: die wichtigsten Tipps und Tricks fürs Teaser-Schreiben.
Oder:
Als Online-Journalistin weiß Claudia Frickel, wie sie Themen knapp und ansprechend aufbereitet. Wie das am besten klappt, verrät sie in ihren Kursen. Bei eigenen Artikeln muss sie sich allerdings oft selbst ermahnen, eine der wichtigsten Faustregeln einzuhalten.
Letzteres wäre ein Cliffhanger: Im folgenden Text würde ich dann verraten, dass ich eigentlich lieber lange Texte schreibe als kurze ?. Ich bin das beste Beispiel dafür, dass man lernen kann, knappe Texte zu schreiben, auch wenn es schwerfällt.
Du hast dich dem Teaser als besonderer Textform angenommen und ihm ein E-Book, ein Webinar, Vorträge und Workshops gewidmet. Warum?
Nicht nur dem Teaser, sondern auch der Headline. Das ist ganz einfach zu beantworten: Weil diese beiden Texte, so kurz sie auch sind, die wichtigsten Teile eines Online-Beitrags sind. Ein Text kann noch so interessant geschrieben sein, jede Menge relevante Infos enthalten, ein Video sehenswert sein und die Diashow schöne Bilder zeigen – wenn Headline und Teaser nicht ansprechend sind, wenn sie zu kompliziert formuliert wurden oder zu langweilig klingen, kommt niemand auf die Idee, den dazugehörigen Text zu lesen oder Video und Diashow anzusehen.
Trotzdem werden die Headline und Teaser in der Praxis oft vernachlässigt. Nicht gerade bei den großen Nachrichten-Webseiten. Aber in vielen kleineren Redaktionen, die etwa ihre Texte aus dem Print 1:1 online stellen – inklusive Print-Überschrift und Vorspann, der dann zum Teaser wird. Nur leider funktioniert das, was im Print gut klingt, online oft überhaupt nicht – sprich: Es klickt niemand darauf.
Der Teaser ist ein recht neues Format und wurde anfangs sicherlich sehr unterschätzt. Warum ist es so wichtig, sich mit dem Teasern Mühe zu geben?
Es wurde nicht nur anfangs unterschätzt, sondern auch heute noch oft (siehe oben). Der Teaser ist zusammen mit der Headline das Aushängeschild eines Online-Inhalts – er macht Werbung, er trommelt, er weckt Interesse – wenn er gut ist.
Und warum fällt es so schwer?
Weil sich viele Texter gar nicht bewusst machen, dass der Teaser so wichtig ist. Sie widmen sich dem eigentlichen Text und glauben, dass es genügt, wenn auf der Übersichtsseite irgendwas steht. Sie vergessen dabei aber, dass der User den dazugehörigen Text, das Video oder die Diashow ja noch gar nicht kennt, dass man sie ihm erst schmackhaft machen muss. Manchmal generiert sich der Teaser auch automatisch aus dem Vorspann oder aus dem Textanfang – beides ist selten gut, denn der Anreißer sollte ein eigenständiger Textteil sein. Der Textanfang oder der Vorspann haben eine ganz andere Funktion.
Der Teaser holt den Leser in den Text. Was hält ihn im Text?
Natürlich erst einmal ein interessanter, gut geschriebener Text – idealerweise ohne Brüche und Rechtschreibfehler. Online ist es zusätzlich wichtig zu wissen, dass User meist auf dem Sprung sind und es oft eilig haben, erst recht, wenn sie mobil lesen. Die Sätze sollten deshalb in Online-Texten kürzer sein, auf Verschachtelungen verzichten und möglichst wenig kompliziert sein. Der Text muss gut strukturiert sein, damit er nicht abschreckend wirkt und gut zu überfliegen ist: mit kurzen Absätzen, Zwischenüberschriften – und wenn es passt, mit Aufzählungen, ein paar Fettungen oder Links im Text.
Vielen Dank für das Interview!
Alle, die bis hier her durchgehalten haben, kriegen jetzt noch von Claudia Frickel eine Essenz für gutes Teaser-Schreiben!
In 5 Schritten zum perfektesten Teaser im ganzen Internet
- Der wichtigste Rat: Ein Teaser soll nicht alle wichtigen Infos zum Thema zusammenfassen. Er soll den User an die Hand nehmen, ihm klarmachen, warum der folgende Text/das Video/die Diashow für ihn interessant sind.
- Schreiben Sie kurze Sätze, und davon höchstens drei. Länger muss ein Anreißer nicht sein, sonst verrät er zu viel.
- Machen Sie das Thema im ersten Satz anschaulich, etwa mit einem Beispiel, einer Einordnung oder mit einer Aufzählung der wichtigsten Punkte.
- Verzichten Sie auf überflüssige Details und konzentrieren Sie sich auf eine Kernbotschaft. Weniger ist im Teaser oft mehr.
- Bauen Sie in den letzten Satz eine Rampe ein, also einen Anreiz zum Weiterlesen. Das kann zum Beispiel eine Ankündigung sein wie „Alle Infos im Überblick“.
* Was hat Claudia Frickel geschrieben? Schaut gerne hier bei Amazon (Promo-Link)!
Das Interview führte Barbara Stromberg // „Schreiben als Beruf“