Simone Maader ist Texterin und Content-Marketing- Beraterin.
Für die Interviewreihe „Die KI und ich – Wie die KI meine Arbeit verändert hat“ hat sie einiges zu sagen und ist deshalb in der Interviewreihe genau richtig.
Ihr Fazit:
KI ist ein mächtiges Werkzeug, aber sie ersetzt keine Erfahrung, kein Bauchgefühl und keine kreative Vision.
INHALT:
Herausforderungen & negative Aspekte
Ethische & zukünftige Überlegungen

Einstieg & Überblick
Kannst du uns kurz deinen beruflichen Hintergrund und deine Spezialisierung erläutern?
Seit 2008 bin ich als Texterin und Content-Marketing- Beraterin tätig. Ich helfe Unternehmen und Selbstständigen im B2B-Bereich, ihre Botschaften klar und wirkungsvoll zu formulieren – auf Websites, in Blogs, Newslettern und Social Media.
Dabei verbinde ich strategisches Content-Marketing mit überzeugendem Copywriting und begleite meine Kund*innen von der Strategieentwicklung bis zur Umsetzung.
Wann und wie bist du zum ersten Mal mit KI-basierten Schreibwerkzeugen in Berührung gekommen?
Schon relativ früh – ein oder zwei Jahre vor Corona, auf der Marketingmesse „Online Marketing Rockstars, OMR“ – 2018 oder 2019 also. Damals sah das alles schon einigermaßen vielversprechend aus. Aber Text-KI steckte noch in den Kinderschuhen im Vergleich zu heute.
Richtig intensiv setze ich KI-Tools seit 2023 in meinem Arbeitsalltag ein. Ich war neugierig darauf, ob und wie diese Werkzeuge meine Prozesse unterstützen können – und wurde positiv überrascht, inzwischen fast täglich aufs Neue.
Welche KI-Tools oder -Anwendungen nutzt du derzeit am häufigsten in deinem Arbeitsalltag?
Meine Recherchen laufen inzwischen weitgehend über Perplexity.ai. Dort nutze ich auch die Pro-Version, weil sie einfach ein fantastisches Werkzeug ist. Und im Textbereich sind bei mir vor allem ChatGPT und Claude im Einsatz. Diese beiden sind wunderbar vielseitig – von der Ideenfindung über Struktur bis hin zu ersten Textentwürfen.
Und dann steckt natürlich viel KI in Tools, die nebenbei mitlaufen, zum Beispiel für SEO-Analysen, Korrekturen oder Stilchecks.
Positive Auswirkungen
In welchen Bereichen hat KI deine Arbeitseffizienz gesteigert? Kannst du konkrete Beispiele nennen?
KI hilft mir enorm bei der Vorarbeit: Wenn es darum geht, Recherchen zu strukturieren, Headlines zu brainstormen oder Content-Ideen zu entwickeln, spare ich viel Zeit. Beispielsweise kann ich mir in wenigen Minuten verschiedene Blickwinkel zu einem Thema vorschlagen lassen und so schneller entscheiden, welche Richtung ich verfolgen möchte.
Hat KI dir geholfen, neue kreative Ansätze zu entwickeln oder „Schreibblockaden“ zu überwinden? Wenn ja, wie?
Gerade in Phasen, in denen ich viel produziere und unter Zeitdruck stehe, hilft mir KI, schnell frische Impulse zu bekommen. Wenn mir bei einer Headline oder einem Einstieg nichts einfällt, lasse ich mir in wenigen Sekunden 20 Vorschläge geben – oft bringt das den entscheidenden Funken.
Gibt es bestimmte Aufgaben, die du dank KI nun schneller erledigen kannst und durch die du mehr Zeit für andere Aspekte deiner Arbeit hast?
Definitiv. Grobe Textentwürfe, Strukturvorschläge oder auch das Verdichten von langen Inhalten (wie Studien) – das geht mit KI deutlich schneller. Dadurch bleibt mir mehr Zeit für Feinschliff, Strategie und kreative Konzepte.
Hat die Nutzung von KI-Tools zu einer Erweiterung deines Angebots oder deiner Dienstleistungen geführt?
Ja, teilweise. Ich berate mittlerweile auch dazu, wo meine Kund*innen KI sinnvoll im Content-Prozess einsetzen können und zeige ihnen, wie sie bestimmte Tools nutzen – bei gleichbleibend hoher (oder sogar höherer) Qualität.
Herausforderungen & negative Aspekte
Welche Herausforderungen oder Schwierigkeiten hast du bei der Integration von KI in deinen Workflow erlebt?
Eine große Herausforderung ist es, KI-Ergebnisse kritisch zu prüfen. KI kann vieles, aber nicht alles. Ich muss als Mensch weiterhin selbst auf die Suche nach fachlichen Fehlern gehen und mitdenken. Teilweise erfinden ChatGPT und Co. wilde Sachen. Texte einfach zu übernehmen, ist also keine Option.
Der zweite wichtige Punkt ist da Thema Datenschutz. Es ist nie so ganz klar ist, ob und wie Daten/Informationen verarbeitet werden. Ich traue an der Stelle weder Programmen aus den USA noch denen aus China. Wobei Claude von Anfang an auf „Privacy by Design“ gesetzt hat, Datenschutzkontrollen integriert hat und auch die Datensammlung minimiert. Und auch ChatgPT bemüht sich.
Nichtsdestotrotz: Schon rein politisch sind US-Tools mehr denn je mit Vorsicht zu genießen, finde ich. Insofern schaue ich vorab sehr genau, welche Informationen ich reingebe und welche nicht.
Inwieweit hat sich deine Rolle durch den Einsatz von KI verändert? Siehst du die Gefahr einer Entwertung bestimmter Fähigkeiten?
Meine Rolle hat sich eher erweitert. KI nimmt mir Routinearbeit ab, sodass ich mich stärker auf Strategie, Kreativität und Qualität konzentrieren kann. Gute Texte entstehen eben nicht allein durch KI: Sie brauchen zwingend menschliches Feingefühl und Erfahrung. Genau das wird in Zukunft umso wichtiger.
Gibt es Aspekte deiner Arbeit, bei denen KI-Tools (noch) keine sinnvolle Unterstützung bieten oder sogar hinderlich sind?
KI tut sich oft schwer mit sehr individuellen Tonalitäten. Wenn es um das Feilen an Nuancen, um Markenstimme oder emotionale Tiefe geht, bin ich als Mensch (noch) wichtig. Allerdings bin ich sicher, dass die heutigen Grenzen in ein paar Jahren keine mehr sein werden.
Wie stellst du sicher, dass die Qualität deiner Arbeit nicht unter dem Einsatz von KI leidet?
Ich nutze KI als Werkzeug, nicht als Ersatz. Jeder KI-generierte Text bzw. Textbaustein wird von mir geprüft, überarbeitet und angepasst. Mein Anspruch an Qualität bleibt unverändert hoch.
Ethische und zukünftige Überlegungen
Welche ethischen Fragen oder Bedenken siehst du im Zusammenhang mit der Nutzung von KI im Schreibbereich (z.B. Urheberrecht, Originalität, Transparenz)?
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass KI auf bestehenden Inhalten basiert. Fragen zu Urheberrecht und Originalität sind deshalb zentral. Leider lässt sich nicht einfach nachprüfen, woher ChatGPT oder Claude ihre Informationen oder Textvorschläge haben. Deshalb ist es so wichtig, nichts einfach 1:1 zu übernehmen und stattdessen als denkender Mensch noch einmal den Text zu bearbeiten.
Wie gehst du mit dem Thema Transparenz gegenüber deinen Kunden um, wenn du KI-Tools in deinem Schreibprozess einsetzt?
Transparenz gegenüber Kund*innen ist für mich essenziell – sie wissen immer, wenn KI-Tools Teil des Prozesses sind. Ich erkläre, wie ich die Tools nutze – nämlich als Unterstützung, nicht als Ersatz. Die kreative und inhaltliche Verantwortung bleibt bei mir.
Welche Kompetenzen oder Fähigkeiten werden deiner Meinung nach in Zukunft für deinen Berufsstand besonders wichtig sein, um sich im Zeitalter der KI zu behaupten?
Strategisches Denken, Kreativität und die Fähigkeit, echten Mehrwert zu schaffen, werden immer wichtiger. Texter*innen müssen in der Lage sein, komplexe Inhalte klar und zielgruppengerecht zu formulieren und dabei eine unverwechselbare emotionale Tonalität zu entwickeln.
Gleichzeitig braucht es ein gutes Verständnis für KI-Tools: Wie sie funktionieren, wo ihre Grenzen liegen und wie wir sie gezielt und verantwortungsvoll einsetzen können.
Zudem werden Fähigkeiten im Bereich konzeptionelles Arbeiten, Storytelling und Markenentwicklung entscheidend bleiben.
Wie schätzt du die langfristigen Auswirkungen von KI auf die Schreibbranche ein? Wird KI bestimmte Berufe ersetzen oder eher ergänzen?
KI wird aus meiner Sicht viele Routineaufgaben im Textbereich übernehmen, was dazu führt, dass sich Aufgaben von Texter*innen verlagern:
Texter*innen werden sich verstärkt auf strategisches Denken, Storytelling und kreative Aspekte der Inhaltserstellung konzentrieren. Es wird eine stärkere Zusammenarbeit zwischen KI und Menschen geben, wobei Texter*innen KI-generierte Inhalte verfeinern und verbessern.
Menschen verfügen über einzigartige Qualitäten, mit denen KI nur schwer mithalten kann:
- Emotionale Intelligenz und die Fähigkeit, auf einer Gefühlsebene mit dem Publikum in Verbindung zu treten,
- Kreativität und originelles Denken, um Konzepte und Strategien zu entwickeln,
- Kontextuelles Verständnis und die Fähigkeit, Nuancen zu erfassen.
Welchen Rat würdest du anderen deiner Branche geben, die sich mit dem Thema KI auseinandersetzen möchten?
Probiert es unbedingt intensiv aus, bleibt neugierig und kritisch. Versteht, was KI kann – und was nicht. Nutzt sie als Sparringspartner, nicht als Ersatz.
Gibt es noch etwas, das du zum Thema „KI und Schreiben“ hinzufügen möchtest?
KI ist ein mächtiges Werkzeug, aber sie ersetzt keine Erfahrung, kein Bauchgefühl und keine kreative Vision. Die Kunst besteht darin, das Beste aus beiden Welten zu verbinden.