Mehr Schreibstrategien – mehr Möglichkeiten
Berufliche Schreiber*innen entwickeln im Laufe der Zeit ihre ganz persönlichen Schreibstrategien. Da gibt es die Drauflosschreiber*innen, Strukturierer*innen, Recycler*innen oder Versionenschreiber*innen und noch viele mehr, die ganz verschieden an die Textproduktion herangehen. Viele lassen sich aber nicht einer einzigen Kategorie zuordnen, sondern sind im besten Fall Mischkulanzen.
Mischkulanz
Mischkulanz ist ein österreichischer Begriff für (gute) Mischungen. Je mischkulanziger wir schreiben können, also je mehr verschiedene Schreibstrategien wir parat haben, desto größer wird die Anzahl der Möglichkeiten,
- um in den Schreibfluss zu kommen,
- für mehr Frische in unseren Texten,
- um aus anderer Perspektive Themen neu zu beleuchten.
Es kommt immer darauf an
Die Mischkulanzen unter den Schreibenden wenden verschiedene Strategien gezielt an, abhängig von der Textanforderung, von der Schreibstimmung oder vom Zeitdruck. Die Drauflosschreiber*innen schreiben – eh klar – einfach einmal drauf los und entwickeln währenddessen oder in einem nächsten Schritt den roten Faden. Strukturierer*innen planen ihren Text genau, bevor sie entlang ihrer Struktur tatsächlich schreiben. Wer recycelt, arbeitet mit bereits vorhandenen Texten und kreiert daraus Neues. Und Versionenschreiber*innen produzieren zum selben Thema verschiedene Varianten, solange, bis sie zufrieden sind.
So mache ich es
Bei komplizierten Themen, in die ich mich erst einarbeiten muss, bin ich klar eine Strukturierer*in. Bei Themen, zu denen gefühlt bereits Hunderte Versionen im Internet kursieren, schreibe ich am liebsten drauflos, um so eine neue Perspektive zu finden. Bei meinen persönlichen Spezialthemen wende ich oft die Recyclingmethode an, denn das Rad muss nicht neu erfunden werden. Verschiedenen Versionen schreibe ich meist dann, wenn ich ohne ausreichende Recherche zu früh mit einem Text beginne (aus welchen Gründen auch immer) oder mir das Thema an die Nieren geht.
Wie schreiben Sie?
Es gibt jede Menge Schreibtypen oder Schreibstrategien – und dann gibt es Sie und Ihre persönlichen Herangehensweisen. Wenn Sie an Ihr Schreiben denken, welche Strategie(n) wenden Sie an? Sind sie schon eine schreibende Mischkulanz?
Mein Tipp: Reflektieren Sie Ihre Lieblingsstrategie, probieren Sie bewusst eine neue aus und schauen Sie, was passiert.
- An alle Strukturierer*innen: Schreiben Sie einfach mal zehn Minuten drauflos, einfach so. Und keine Sorge: Niemand liest Ihren Text und er kann und darf schlecht sein. Sie überarbeiten ihn ja später sowieso.
- An die Drauflosschreiber*innen: Probieren Sie mal vor dem Schreiben ein Cluster oder Mindmap, um Gedanken und Themen zu ordnen für Ihren Text, fünf Minuten. Und ja: Diese fünf Minuten könnten Ihnen später viel Zeit beim Überarbeiten ersparen.
- An die Versionenschreiber*innen: Wie wäre es, wenn Sie sich vor der 5. Version fragen: Ist die wirklich noch notwendig? Dem (vielleicht dahinter versteckten) Perfektionismus könnten Sie mit einer Strukturierung vor dem Schreiben begegnen. Das gibt Sicherheit.
- An die Recycler*innen: Ja, diese Strategie spart Zeit und Energie. Oft braucht es nur ein Überarbeiten der Übergänge. Probieren Sie zwischendurch trotzdem ein kurzes neues Drauflosschreiben. Sie kommen so vielleicht auf ganz neue Ideen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit neuen Strategien ihr Textproduktion-Repertoire erhöhen. Viel Spaß und willkommen im Klub der Mischkulanzen!
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