Ein paar Stiltipps für Langtexte
Was macht guten Stil aus? Ich meine: in erster Linie Klarheit und eine gute Rhythmik – auch und gerade, wenn es um komplexe Inhalte geht. Gute Texte sind präzise und lebendig, sie fließen mühelos dahin. Ein paar Grundregeln helfen dir, das umzusetzen.
„Keep it simple, stupid.“
- Prägnante, einfache Formulierungen machen Texte knackig. Also:
- verfügte über / stellte dar => hatte / war
- eine Vielzahl von => zahlreiche, viele
- tritt als Anbieter von … auf => bietet, bietet an
- und so weiter.
Aktiv statt Passiv, verbal statt nominal, Schachtelsätze vermeiden – das kennst du alles. Wobei: Krampfhaft sollte das auch nicht werden. In einer Endlos-Reihe von Aktivsätzen kann auch ein Passivsatz erfrischend wirken.
Hauptsachen in Hauptsätze, Nebensachen in Nebensätze.
- „Die FAZ berichtete am Samstag, dass der CEO der XY-Gruppe …“. Was, denkst du, interessiert die Leser wohl mehr: was der CEO tat oder wer berichtete? Daher: „Wie die FAZ am Samstag meldete, verkündete der CEO …. „
Dreh doch mal um.
- Nichts Faderes als eine Satzfolge nach dem Schema Subjekt-Prädikat-Objekt. „Das Jahr verlief insgesamt … Die Entwicklung war besonders spürbar in … Der Bereich XY verzeichnete …“. Dabei kannst du mit einem simplen Dreh deutlich machen, wo die Betonung liegt: „Besonders ausgeprägt war die Entwicklung bei …“ Auch so mancher holprige Satz liest sich plötzlich flüssig, wenn du einen Satzteil verschiebst.
Weg mit dem Ballast!
Manche Wörter präzisieren oder verstärken die Aussage – andere haben gar keine Funktion. Raus damit!
- „Allen schlechten Nachrichten über eine Rezession zum Trotz“
- „der Prozess der Entscheidungsfindung“ => die Entscheidungsfindung“
- „Ungeachtet des im Jahresverlauf meistens vorherrschenden scharfen Wettbewerbs war das Jahr…“
Ein sehr beliebtes Füllwort ist „dabei“. Meist ist es verzichtbar.
Sag nicht Hund, wenn du Pudel meinst
Semantisch korrekte Wortwahl ist nicht immer trivial. Manchmal lohnt ein zweiter Blick.
- „Vor dem Hintergrund nie dagewesener Marktturbulenzen“ => „als Folge beispielloser Turbulenzen“. („Vor dem Hintergrund“ ist oft ein guter Ausstauschkandidat.)
- „…das ansonsten schwache Jahr, das im weiteren Verlauf einen dramatischen Rückgang der Buchungszahlen erlebte„. Subjekt und Prädikat müssen zusammenpassen. (Prädikat und Objekt natürlich auch.)
Vorsicht mit Sprachbildern
Vergleiche und Metaphern („… nahm dem XY-Geschäft den Wind aus den Segeln“, „Gewitterwolken zogen auf“) können einen Text auflockern. Aber Achtung:
- Was besagt die Metapher genau? Entspricht sie dem Gemeinten?
- Sprachbilder solltest du korrekt fortführen. Wenn aus der „Spitze der Organisationspyramide“ im nächsten Halbsatz eine „breite Basis fürs Geschäft“ wird, kann das unfreiwillig komisch wirken.
- Auch ein Bildwechsel – etwa vom Wetter („Gewitterwolken“) zum Wettrennen („ging als Letzter ins Ziel“) – kann leicht „ins Auge gehen“ (J).
Generell gilt: Gerade bei Sprachbildern ist weniger oft mehr.
Was sehr hilfreich sein kann: Mach nach getaner Tat – noch besser: ab nächsten oder übernächsten Tag – die Leseprobe: Sind deine Sätze auf Anhieb verständlich, oder stolperst du hie und da? Dann formuliere lieber um. Diese Tipps helfen hoffentlich dabei.
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