Dreh doch mal den Text um!
Manche Textformen haben eine zwingende Reihenfolge. Nachrichten zum Beispiel. Hier kommt das Wichtigste zuerst. „Alle raus! Es brennt!“ ist eine Art Nachricht; da würde niemand auf die Idee kommen erstmal zu erzählen, dass es gestern Spiritus im Angebot gab.
Das macht es besonders einfach, Nachrichten zu schreiben: Sobald man sich für das aktuell Wichtigste entschieden hat, muss man nur noch sortieren.
Bei anderen Texten kann einen dagegen die Reihenfolge ganz schön behindern. Wenn man einen bestimmten Ablauf im Kopf hat, ist das oft so. Wir erinnern uns an den Waldspaziergang detailreich von vorn bis hinten, kennen die Schritte an der firmeneigenen Produktionsstraße haarklein oder wissen, wie wir den Kuchen gebacken haben, dessen schönstes Stück später beim Servieren auf der Glatze von Onkel Helmut landete.
Bleiben wir mal beim Kuchen: Wenn wir beim Mehlkauf im Supermarkt beginnen (Da gab es gestern Spiritus im Angebot!), ist das wie alle Handyfotos in Reihe angucken zu müssen – tödlich. Wenn dein Text ähnlich öde ist, kremple ihn doch mal um. Nimm dir eine andere Stelle als Aufhänger. Den fassungslosen Blick von Tante Edith. Den begeisterten Hund. Den verstopften Staubsauger. Fang mit etwas an, was spannend ist, dir aber noch Raum lässt, deine Story zu entwickeln. Lass Unwichtiges weg. So erreichst du, dass dein Publikum dranbleibt und du wirklich etwas zu erzählen hast.
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