Jeder fängt mal an. Auch das Dasein aus jemand, der hauptberufliche vom Schreiben als Beruf lebt, nimmt irgendwann seinen Anfang. Wie heißt es so schön? Jedes Hochhaus hat mal als Keller angefangen.
Also, liebe Kellerkinder: Was sind die ersten, wichtigsten Schritte?
Rückblickend auf die letzten… ähem… 23 Jahre, die seit meinen ersten Schritten in die Selbstständigkeit vergangen sind, habe ich (Barbara Stromberg) zehn allgemeingültige Tipps zusammengestellt.
Hier sind also meine Top-Ten-Tipps.
10 Tipps für den Start für das Schreiben als Beruf
- Präsentiere dich deinen Wunschkunden.
- Zeige dich und was du kannst.
- Zeige deine zufriedenen Kunden.
- Hol dir Unterstützung.
- Denke positiv und realistisch.
- Kritik bringt dich voran.
- Rede über dich und deinen Job.
- Bring Ordnung auf den Schreibtisch und die Kasse.
- Erleichtere dir die Arbeit.
- Sichere dich ab.
- Hab verdammt viel Spaß!
Tipp 1: Website und Schaufenster
Wenn du ernsthaft und professionell Kunden gewinnen willst, brauchst du eine gute Website.
Eine, die zeigt, was du kannst und wie du tickst. Schließlich sollst du beispielsweise als Texter oder Texterin die authentische Stimme deines Kunden, deiner Kundin sein. Die Erfahrung hat gezeigt: So gut du auch darin bist, dich an die geforderte Tonalität anzupassen, wichtiger ist, dass du und der Kunde eine Sprache sprecht. Alles andere bringt erst Bauch- und dann Kopfweh. Also: Mach deine Seite zum Wunschkunden-Magneten.
Klar, anfangs sind da eventuell noch große Lücken bei „Referenzen“ und „Arbeitsproben“. Macht aber nichts, dafür gibt es Lösungen.
Erstens ist die Über-mich-Seite eine Seite, die du auch ohne Portfolio füllen kannst und zweitens gibt es einige Möglichkeiten, trotzdem zu zeigen, was du kannst -> siehe Punkt 2.
Tipp 2: Texte und Persönlichkeit
Dein Schaufenster ist deine Webseite. Deshalb gibt es hier gute Möglichkeiten, den eigenen Stil zu zeigen. Ich bin immer erstaunt über Visitenkarten-Webseiten in einer Branche, in der man eigentlich nie um Worte ringt. Wenn du Zeit für dein Marketing hast (und das wird vermutlich zu Beginn der Fall sein), dann schreib viel. Die meisten Menschen wählen einen Texter oder eine Texterin, weil ihnen der Schreibstil auf der Website gefällt, weil sie sich abgeholt fühlen und erkennen können, ob er oder sie das kann, was der Kunde sucht.
Selbstverständlich kannst du auch einen Blog einrichten und anfangen, über Branchentrends zu bloggen, Tipps und Ratschläge geben. Dann aber bitte passend zu deiner Zielgruppe.
Tipp 3: Referenzen und Akquise
Der erste Kunde – ja, wo kommt der her?
Meistens über Empfehlungen oder über ein Netzwerk, selten über die Webseite.
Wann sollte man kostenlos schreiben? Nie sagen die einen. Unter bestimmten Umständen, sagen die anderen. Ich sage: Es kommt darauf an. Wenn der Kunde ein gutes Testimonial abgibt, das dafür sorgt, dass andere Kunden nachkommen, dann ist ein Deal denkbar.
Wie könnte ein solcher Deal aussehen? Du findest jemanden, der echten Bedarf hat und schreibst ihm einen kleinen Text. Wenn er ihn verwendet, gibt er dir eine gute Bewertung, die du verwenden darfst.
Wie viel Zeit du dafür aufwendest?
Meine Idee dazu: Wie viel Geld würdest du in eine Anzeige stecken, wenn du Geld dafür hättest? Rechne das auf deinen Stundensatz um und du weißt, wie viel Zeit du in dein kostenlosen Text steckst.
Merke: Texterbörsen, die Content im Millicentbereich verscherbeln, sorgen weder für Renommee noch für Empfehlungen.
Nur bei echten Kunden bekommt man gute Testimonials und gute Testimonials sorgen für mehr echte Kunden.
Tipp 4: Hilfe und Unterstützung
Nur weil du es selbst tun kannst, heißt das nicht, dass du es tun solltest. Konzentriere dich stattdessen auf das, was du am besten kannst.
Ich zum Beispiel habe mich überhaupt nicht informiert, was ich tun muss, als ich 2003 nach meinem Volontariat in die Selbstständigkeit ging. Das lag aber daran, dass ich das nicht freiwillig tat und ich gefühlt noch immer im Verlag war. (Die Hintergründe: https://www.textorama.de/uber-mich/).
Nicht nur, dass ich ganz schön erstaunt war, als ich das erste Mal vom Finanzamt die Rechnung ohne Welpenschutz präsentiert bekam. Ich wusste auch gar nicht, wem ich was melden muss und was ich bezahlen muss. So kam es, dass ich ein Gewerbe angemeldet habe, ohne es zu müssen und meine Rentenversicherung dafür erst nach Wochen informierte, dass ich jetzt selbst zahlen möchte.
Also: Hol dir erstmal einen guten Steuerberaterin oder eine fähige Steuerberaterin, die sich mit deinesgleichen auskennt und dir den Kram erklärt. Und ein gutes Programm, um deine Finanzen zu managen. Und einen guten Verband mit deinesgleichen.
Lies Ratgeber wie diese hier https://amzn.to/2q5dHEG oder stöbere in Foren. Google nach zuverlässigen Quellen und hole dir im Netz wertvolle Tipps.
Tipp 5: Erwartungen und Hoffnungen
Wer ehrlich ist, weiß: Die meisten Texter oder Texterinnen verdienen in ihrem ersten Jahr nicht viel, besonders wenn sie ohne Netzwerk und Kundenstamm anfangen.
Betrachte dein erstes Jahr im Unternehmen als Investition. Als Zeit, um dich aufzustellen, zu positionieren auf dem Markt, als Zeitgeschenk, um dich fortzubilden.
Sorge für ein gutes Mindset: Stelle dir voller Zuversicht vor, wie dein Wunschkunde, deine Wunschkundin sich bei dir meldet und dir für gutes Geld deinen Traumjob anbietet.
Wen du in die Welt da draußen die richtigen Signale funkst, passiert Wunderbares.
Siehst du dich allerdings als Anfänger, der glücklich sein darf, für Millicents zu arbeiten als gar nichts zu tun zu haben, geschieht genau das. Du wirst für Millicents arbeiten oder gar nichts zu tun haben.
Tipp 6: Kritik und Rückschläge
Deine Mama ist stolz auf dich und findest alles wunderbar, was du schreibst? Das ist schön und soll auch so sein.
Aber jetzt hast du zahlende Kunden, die möchten das für ihr Geld haben, was sie sich vorgestellt haben.
Da kann es also vorkommen, dass du komplett danebengeschossen hast.
Unter uns: Das passiert. Auch den Profis nach 20 Jahren. Es gibt immer zwei mögliche Hauptgründe, weshalb ein Projekt nicht gut läuft. Der eine bis du, der andere ist der Kunde. Vielleicht hast du geschludert oder nicht genug nachgefragt, vielleicht ist der Kunde ein unmöglicher Typ, bei dem du sofort wusste, dass er Ärger machen wird.
Nimm es nicht persönlich. Betrachte Kritik als eine Gelegenheit, deine Fähigkeiten zu verbessern und Prozesse, Briefings, dein Mindset zu verbessern. Und höre auf deinen Bauch, wenn er dich vor Psychos und Abzockern warnen will. Dein Bauch hat immer Recht. Das ist vermutlich sogar der wichtigste Tipp von allen…
Tipp 7: Zeigen und Sprechen
Was nützt es dir, wenn du gut bist und es keiner weiß? Zeig dich und deine Arbeit. Rede von den Problemen, die du lösen kannst.
Schaffe dir deine(n) Elevator Pitch(es) für Netzwerk- und Businesstreffen, Partys und den Sitznachbarn im Fernbus. Du weißt nie, wen du wo triffst und wohin er dich bringen kann.
Netzwerken, Sichtbarkeit in sozialen Medien, das Pflegen alter und neuer Kontakte und die Bitte an Kunden, dich weiterzuempfehlen – das alles kann dich weiterbringen.
Meinen längsten Kunden, den ich seit zehn Jahren begleite, fand ich bei einem Xing-Treffen. Meinen ersten Retainer schloss ich ab, weil ich bei einem Kunden anrief und ihn fragte, ob er nicht einen Job für mich habe.
Logisch also: Besorg dir Visitenkarten und idealerweise auch einen kleinen Flyer.
Tipp 8: Geld und Organisation
Ich wünschte, jemand hätte mir früh genug den Nutzen einer Investition in eine ordentliche Buchhaltungsanwendung mitgeteilt. Wie viel Zeit hätte ich gespart beim Ausstellen von Rechnungen, beim Controlling meiner Umsätze und Kosten, beim Nachhalten von Ausständen und dem ganzen Umsatzsteuerkram.
Ich nutze beispielsweise Lexoffice, auch für die Umsatzsteuervoranmeldung, aber für das Buchen der Belege und die Steuererklärung habe ich einen Steuerberater (siehe Punkt 4).
Schaffe dir eine belastbare Dokumentenablage im Büro, mit der du deine Kunden händelst. Es gibt immer wieder Projekte, die in der Warteschleife hängen, Unterlagen, die du zur Recherche immer wieder brauchst oder anderen Papierkram, der weder auf den Schreibtisch noch ins Archiv gehört.
Hängeregister sind ganz nett für Kunden oder Projekte.
Lege dir einen Ordner an, in dem deinen Kram abheftest.
Ich habe beispielsweise seit Jahren einen Ordner mit dieser Aufteilung:
- Übertragungsprotokolle (Finanzamt)
- Bescheinigungen (Verbandsbeitrag, Kapitalertragssteuer, etc.)
- Eigene Rechnungen
- Gutschriften (Honorarabrechnungen, Tantiemen)
- Rechnungen und Barbelege (jeweils für Januar bis Dezember)
Wenn die Steuer ansteht, prüfe ich den Ordner auf Vollständigkeit, hefte mein Fahrtenbuch und die Liste der Außer-Haus-Tage dazu und ab geht es zum Steuerberater.
Neues Jahr, neuer Ordner.
Tipp 9: Vorlagen und Prozesse
Wenn du dich als professioneller Texter oder Texterin einrichten, ist es eine gute Idee, einige Dokumentvorlagen zu erstellen.
Je nachdem, welche Produkte du anbietest, brauchst du ein Briefing, was die wichtigsten Details klärt. Baue dir also einen Fragebogen, eine Checkliste, was auch immer. Und scheue dich nicht, sie zu überarbeiten, wenn du eine bessere Version brauchst.
Du wirst früher oder später nach einem Angebot gefragt werden. Lege dir dafür Textbausteine zurecht, die mindestens folgende Informationen beinhalten:
Produkt, Produktdetails, Preis, Zahlungsmodalitäten, Lieferfrist, Ablauf
In dem Zusammenhang: Was ist eigentlich mit deinem CD, dem Corporate Design? Hast du ein Logo, Firmenfarben, kurz: etwas, was deinen Auftritt unverkennbar macht?
Tipp 10: Rechtliches und Lästiges
Brauchst du AGB? Ich bin keine Anwältin. Aber wenn du eine fragst, wird sie vermutlich sagen: Ja, wenn du dich besser (oder anders) absichern möchtest als es das BGB kann.
Brauchst du eine Datenschutzerklärung und den ganzen anderen Kram für die DSGVO? Du wirst darum kaum herumkommen, sobald du eine Webseite hast. Aber selbst ohne Webseite ist die DSGVO und damit verbundene Vorgaben eine Pflichtaufgabe. Hier ist eine der besten Zusammenfassungen dazu: https://www.content-iq.com/dsgvo-jenseits-der-website-datenschutz-basics-fuer-freiberufler/
Strammes Programm, was?
Und dabei habe ich noch kein Wort verloren über deine Strategie, deine Positionierung, deine Dokumentation von To-dos, die Organisation deines Tagesablaufs, wie du deine Motivation sicherst und dich weiterbildest.
Lass dich nicht beirren: Das Schreiben als Beruf ist einer der schönsten Jobs der Welt und ich kenne viele, die jetzt laut „Genau! Tu es!“ schreien.